Heute stand die längste Etappe vor uns. Wir sollten Portugal bereits per Fähre verlassen und in Spanien weiter fahren. Nach dem holprigen Weg auf dem Kopfsteinpflaster gestern, dachten wir uns nur – Oh Gott, wie sollten wir das denn nur schaffen. Wir hatten demnach wenig schlaf, da es gestern sehr spät geworden ist und wir heute besonders früh los wollten.
Praktischerweise war ein Frühstück im Zimmerpreis inklusive und so hatten wir das schonmal erledigt. Es gab eine riesige Auswahl zwischen einer Semmelart, einem Käse und einer Wurst. Noch eine Dose Müsli und Marmelade. Dann noch Joghurt, Saft und Kaffee. Das ganze Buffet hätte wohl auf einen kleinen Tisch gepasst – Egal, es hat uns gleich Zeit gespart und satt geworden sind wir dadurch auch. Wir nutzten die paar Minuten Ruhe vor dem Sturm auf dem Fahrrad und buchten uns gleich heute ein Hostel um den Fehler von gestern heute zu vermeiden. Auch hier mussten wir leider wieder feststellen, dass es in unserem ursprünglichen Ort Baiona kein Hostel mehr gab und alle bereits voll waren. Also suchten wir weiter, bis wir am Ende in einem anderen Örtchen namens Nigran ein paar Kilometer weiter landeten. Und da wir gestern ja etwas weniger als geplant gefahren sind und heute noch etwas weiter mussten, bedeutete das, dass wir heute deutlich mehr Kilometer als geplant fahren mussten. 😒
Direkt vor dem Hotel gabs noch eine Kirche, die wir gestern vor lauter Stress gar nicht gesehen hatten. Mit zwei frischen Stempeln konnte also unsere heutige Reise beginnen und das gleich wieder über Kopfsteinpflaster. Es dauerte jedoch nicht lange, bis wir aus dem Ort raus waren und wir auf einer normalen Straße fahren konnten. So ging unsere Fahrt gleich um einiges schneller und unser Körper konnte sich langsam daran gewöhnen weiter zu fahren. Wir stoppten an zwei weiteren Kirchen doch da gab es leider keine Stempel.
Während der Fahrt konnte Jonas aber ein Stückchen weiter oben am Berg eine Kirche erspähen. Wir entschieden uns also dazu, dass wir einen kleinen Umweg machten und dort hoch fuhren. Es stellte sich erst während des Weges hinaus, dass er Anstieg doch deutlich größer war als gedacht. So kämpften wir uns also den Berg hoch, bis wir oben schließlich die Belohnung mit einem tollen Ausblick erhielten! Dort waren außerdem eine große Menge an Pilger und eine Statue von dem heiligen Jakobus. Das war also ein wichtiger Zwischenstopp, den wir fast verpasst hatten. ⛪
Dort gabs eine etwas längere Verschnaufpause, wir füllten unsere Wasserflaschen auf und gingen auf die Toilette. Leider durften wir heute nicht zu viel Zeit verlieren – auch wenn wir zumindest die Sicherheit hatten, dass wir ein Hostel und einen sicheren Schlafplatz hatten. Es ging also wieder den Berg nach unten und wir fuhren die Landstraße weiter. Jonas ignorierten die ein oder andere Anweisung von Komoot abzubiegen, denn wir wollten schnell voran kommen und kein Kopfsteinpflaster! Das hatte heute tatsächlich sehr gut funktioniert und so konnten wir schnell viele Kilometer fahren.
Je näher wir Spanien kamen, desto schöner wurde die Strecke. Wir konnten einen sehr großen Teil direkt an der Straße an der Küste fahren und hatten so heute wirklich Stundenlang und Kilometerlang einen wundervollen Ausblick aufs Meer. Es gab nochmal einen kurzen Zwischenhalt an einer kleinen alleinstehenden Kirche direkt an der Küste. Leider gab es keinen Stempel. Eine deutsche Familie die die Strecke dort gerade gelaufen ist, kündete das bevorstehende nur als Sahnestück und Autobahn für Fahrräder an. Wir freuten uns riesig darauf und genauso wundervoll war es wirklich! Man hat Gänsehaut bekommen, so schön war es dort! Es erinnerte eher an Landschaften in Neuseeland oder Norwegen. Den ersten Berg in Spanien konnte man bereits aus der Ferne sehen und deutete bereits an, wo wir bald einen Zwischenhalt für die Fähre machten.
Als wir dort ankamen, haben wir vorher noch einen kurzen Abstecher in einer größere Kirche gemacht und einen Stempel nach der Wundervollen Strecke geholt.
Die Fähre selbst sah ziemlich schief und kaputt aus, so sollte es auch tatsächlich sein. Es gab aber eine Alternative, was man eher Boot als Fähre nennen konnte. Darauf hatte kein Auto sondern nur Fußpilger, Fahrräder oder Roller Platz. War uns recht, also warteten wir dort einen Moment und sprachen mit den Pilgern dort. Das Boot, welches auf dem Plakat zu sehen war, war aber laut den Pilgern wohl ebenfalls defekt. Also gab es kein Boot sondern ein kleines Fischerbötchen in dem maximal 8 Leute Platz hatten. Wir hatten etwas bedenken, dass wir dort keinen Platz fanden also buchten wir lieber sofort ein Ticket für in einer halben Stunde. So waren wir schonmal safe und konnten noch kurz einen Abstecher zum Supermarkt machen um unser Mittagessen einzukaufen. Es gab mal wieder Semmeln, Wurst, Käse und Getränke.
Nachdem das erledigt war, ging es zurück zum Pier und wir packten unser Essen aus. Leider dauerte es nur einen kurzen Augenblick, bis das kleine Fischerbötchen schon wieder anlegte und wir mussten unser Essen halbbelegt wegpacken. Der Fahrer machte eine kurze Zigarettenpause, verpasste uns Stempel für unseren Pass und dann gings mit dem Bötchen auch schon auf die andere Uferseite. Das dauerte nur ein paar Minuten, und der Fahrer konnte etwas Spaß haben, indem er mit uns ein paar wilde Kurven gefahren ist.
Nun war es also soweit und wir sind in Spanien angekommen. Dort gabs dann erstmal unser Mittagessen (gegen 15:45 Uhr) und eine länger Pause. Uns erwartete gleich zu Beginn wieder ein Anstieg, vor dem wir uns alle noch etwas Drücken wollten. Am Ende war es aber gar nicht so schlimm wie gedacht und wir wurden wieder mit viel Bergab belohnt.
Der weitere Weg, lässt sich mit den folgenden Sätzen sehr gut zusammenfassen. Wir fuhren die meiste Zeit auf einem extra Fahrradweg neben der Küstenstraße. Hin und wieder wurde es zu einem Feldweg, wir passierten einige Fußpilger doch zum fahren was es wirklich super. Es ging immer wieder leichtere Berge nach oben und dann gleich wieder runter, also an sich super entspannt. Es gab die ein oder andere Kirche oder Möglichkeit auf einen Stempel, was wir natürlich immer ausnutzten!
In einem kleinen Örtchen, als wir gerade nicht auf der Fahrradstraße waren, haben wir an dem Wegstein des Jakobsweges eine große Sammlung an bemalten Steinen gesehen. Dort war von A bis Z wirklich jedes Motiv und jede Farbe zu sehen!
Unser schöner Fahrradweg erstreckte sich bis hin nach Baiona, was ja eigentlich unser heutiges Ziel gewesen wäre. Es blieben jetzt jedoch nur noch ein paar Kilometer offen, die erstmal durch Baiona führten. Dann ging es noch ein Stück durch einen wunderschönen Pinienwald und einem Kiesweg. So stellte man sich den Jakobsweg einfach vor!
Leider mussten wir das letzte Stückchen zu unserem Hotel noch einen starken Anstieg hinauf. Nachdem wir heute bereits über 100km auf dem Tacho hatte, war das natürlich noch eine Herausforderung zum Ende hin. Doch wir waren dann froh, dass wir endlich ankamen!
Die Tür zur Rezeption des Hostels stand offen, doch leider war keiner da. Als Jonas dann doch mal auf sein Handy schaute, sah er schon zwei unbeantwortete Nachrichten des Hotels, wann wir dann ungefähr ankamen. Die eine vor etwa 45 Minuten, die andere vor knapp 10 Stunden – hoppla…
Es dauerte aber nicht lang, dann kam jemand aus der Wohnung in der sich die Rezeption befand und hat den Besitzer angerufen. Dieser hatte es sich schon Zuhause gemütlich gemacht und ein Fußballspiel angeschaut. Er zeigte uns die Garage für die Fahrräder, welche im Haus nebenan, praktisch in der Wohnküche abgestellt wurden. Danach gings zu unserem Zimmer, er zeigte uns das allernötigste und war dann auch schon wieder verschwunden.
Wir hatten ein kleines altmodisch eingerichtetes Zimmerchen mit einem Doppel- und Einzelbett und das erste mal einem privatem Bad. Auch mal eine nette Abwechslung!
Wir duschten uns gleich und machten uns bereit noch Essen zu gehen. Da wir ja ein gutes Stück außerhalb von Baiona in einem Mini-Dorf waren, gab es hier auch nicht viele Möglichkeiten. Das Hotel direkt gegenüber hatte zwar noch offen, da war aber in erster Linie nur Betrieb an der Bar. Das dort angebotene Essen hat uns nicht angesprochen, also haben wir uns auf Maps schlau gemacht und uns schnell dazu entschieden in das nahegelegene Industriegebiet zu laufen. Da hatten wir nämlich die perfekte Auswahl zwischen McDonalds, KFC und Burger King, wobei wir uns am Ende für letzteres entschieden haben.
Für den Weg nahmen sich Jonas und Bianka noch das Cider was wir am Vorabend kauften mit. Der Weg dorthin ging sehr sehr steil bergab und wir waren sehr froh, dass wir vorhin nicht diesen Anstieg nach oben fahren mussten. Wir haben uns die Bäuche also ordentlich voll geschlagen und sind dann wieder zurück ins Hotel gelaufen. Bei dem steilen Anstieg merkten wir dann auch, dass unsere Beine heute ziemlich schwer waren.
Es ging danach gleich rechtzeitig ins Bett, wir schrieben uns noch ein paar Stichpunkte für den Blog und dann war der heutige Tag auch schon wieder abgeschlossen!
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