Wir haben alle sehr wenig geschlafen, die Franzosen und Luis ebenso wie ich. Um 5:30 Uhr klingelte wieder der Wecker. Ich war immer noch total müde und versuchte, irgendwie eine kurze Dusche zu nehmen. Wir konnten uns glücklich schätzen, dass wir nicht schon um 3 Uhr los mussten, um ein Ticket für Machu Picchu zu erwerben. Das Wasser war eiskalt, also musste es bei einer Katzenwäsche bleiben. Ich packte meinen Rucksack, begab mich in den Eingangsbereich des Hotels und legte meinen Schlüssel an der Rezeption ab. Ich wartete kurz, dann trudelten wie immer dieselben als Erstes ein. Zunächst kam Emilie, dann die Holländerin, die jetzt doch wieder dabei war, und schließlich die Franzosen. Wir entschieden uns, gleich zum Restaurant zu gehen und nicht mehr auf die anderen zu warten, denn das könnte durchaus noch etwas länger dauern. Im Restaurant bestellten wir zunächst Getränke und irgendwann kamen auch Luis und die Amerikaner zum Frühstück. Es gab wieder leckere Avocadocreme mit Crackern, Pancakes, Rührei und einen Obstsalat mit Popcorn. Eine wilde Kombination, aber ein guter Start in den Tag. Gegen 7 Uhr machten wir uns dann auf den Weg. Wir liefen ein paar Meter den Berg hoch und wurden dort von einem Van abgeholt. Nach einer Fahrt von knapp 20 Minuten bergauf starteten wir unsere Wanderung für den Tag. Das hieß erst einmal knapp zehn Minuten den Berg hinauf, bis wir die Bahnschienen erreichten. Ab da waren es keine Höhenmeter mehr, sondern wir liefen knapp 20 km an den Schienen entlang. 🚋
Der Weg heute war perfekt, um zu entspannen und abzuschalten. Ich lief eine ganze Weile allein, hörte Musik und ließ meine Gedanken schweifen. Es war wirklich wunderschön, auch wenn ich spürte, dass meine Blasen an den Füßen aufgegangen waren und es schon etwas schmerzte. Wir passierten mehrere Brücken, auf denen wir über die schwebenden Balken der Bahn balancieren durften, sofern kein Zug kam. Wir hatten eine wundervolle Aussicht auf den Dschungel, und die Wärme brach immer mehr über das Tal herein. Wir liefen etwas verstreut, hatten uns aber dennoch alle immer im Blick. Ab und zu drehte ich mich um und sah ihn. Der New Yorker war wieder hier! Jeder von uns, der ihn sah, fand ihn irgendwie gruselig. Er bemühte sich aber, in exakt unserer Geschwindigkeit weiterzulaufen, obwohl er uns ja irgendwie eingeholt hatte. Eine Reisegruppe sahen wir immer noch nicht, also war alles schon ziemlich komisch mit ihm … Nach etwa drei Stunden machten wir eine kurze Pause an einem kleinen Imbiss. Ich kaufte mir dort ein Wasser, eine Powerade, eine Banane und eine Empanada. Wir füllten alle unsere Energiereserven auf und wanderten gleich ohne große Pause weiter. Den größten Teil des heutigen Tages hatten wir bereits geschafft. Nach etwa 30 Minuten kamen wir wieder auf eine Straße bzw. einen Feldweg. Dort war einiges an Verkehr, denn wir waren kurz vor Aguas Calientes, der Stadt am Machu Picchu. Es waren noch 30 Minuten über den Feldweg, dann waren wir an unserem heutigen Ziel angekommen. 🚀
Als Erstes gingen wir zum Ticketshop und holten für alle, die noch kein Ticket hatten, die passenden Karten für den Circuit 2 mit Einlass um 6 Uhr. Damit hatten wir auch die Möglichkeit, die ehemalige Stadt selbst anzuschauen. Danach checkten wir gemeinsam im Hotel ein. Knapp eineinhalb Stunden später, also um 13 Uhr, trafen wir uns wieder in der Lobby, um gemeinsam Mittagessen zu gehen. Bis dahin konnten wir etwas entspannen und uns frisch machen. „Frisch machen” traf es bei mir ganz gut, denn mein Warmwasser hat leider nur knapp eine Minute angehalten und wurde dann wieder eisig. Da war ich schon komplett eingeschäumt und musste mich dann in eiskaltem Wasser abduschen. Als das erledigt war, schaute ich mir meine zerklüfteten Füße an und dachte mir: Oh je, wie soll das morgen funktionieren? Ich hatte riesiges Glück, dass Emilie ein gutes Tape dabei hatte. Das hatte ich heute schon genutzt, aber noch nicht gut genug aufgeklebt. Morgen müsste das besser sein! 👣
Wir trafen uns also um 13 Uhr in der Lobby. Wie immer waren die Holländerin, die Norwegerin und der Deutsche die Ersten. Luis kam auch relativ schnell und zeigte uns gleich, wo das Restaurant war, denn es waren nur ein paar Meter dorthin. Diese paar Meter konnte ich in meinen Flip-Flops mit den offenen Blasen aber sehr deutlich spüren. Zum Mittagessen gab es ein Zwei-Gänge-Menü, dessen Gänge wir selbst auswählen durften. In meinem Fall wurden es Causa und Lomo Saltado. Dazu gab es ein großes Bier. Die Franzosen haben nämlich wieder Cocktails getrunken, was mir gefiel. 😉
Nach dem Mittagessen holte uns alle die Müdigkeit ein und wir hatten ähnliche Pläne. Wir wollten Aguas Calientes ein wenig anschauen und eine Portion Schlaf nachholen. Die zeitliche Abfolge war bei allen etwas anders: Die anderen gingen zuerst schlafen und erkundeten dann die Stadt, ich wollte es aber andersherum machen. Zunächst schaute ich mir die Stadt an und konnte dann in Ruhe ein paar Fotos schießen. Anschließend ruhte ich mich auf dem Zimmer aus und holte etwas Schlaf nach. Denn erst um 19:30 Uhr trafen wir uns wieder in der Lobby zum gemeinsamen Abendessen. Wir mussten nur wenige Minuten dorthin laufen, was meinen Füßen zugutekam. Es gab heute sogar drei Gänge, die wir uns selbst aussuchen durften. Als Vorspeise wählte ich Pala Rellenas und als Hauptspeise haben wir uns etwas Neues getraut. Wir bestellten Alpaka und es war wirklich superlecker! Es schmeckte wie eine Mischung aus Rindfleisch und Lamm, also wirklich richtig gut. Als Nachspeise gab es Pancakes und zu trinken einen Pisco Sour. In der Happy Hour bekam man nämlich für 50 Soles fünf Cocktails. Da konnten die Franzosen und ich natürlich nicht nein sagen. 🍹
Gegen 22 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg ins Hotel. In der Lobby besprachen wir den morgigen Tag. Da Luis, der Langschläfer, nicht mitwanderte, erklärte er uns, wo wir den Start des Trails finden konnten. Da unsere Eintrittstickets für 6 Uhr morgens galten, mussten wir spätestens um 7 Uhr oben am Eingang stehen, da sie sonst verfallen würden. Da wir für den Aufstieg ungefähr 1,5 bis 2 Stunden benötigen würden, sollten wir uns um 4:30 Uhr versammeln und die Wanderung starten. Wir sollten uns noch mit Wasser und Snacks eindecken. Die meisten hatten schon alles, was sie brauchten; nur Emilie und ich holten uns noch etwas. Außerdem hatten wir ein kleines Frühstückspaket für morgen von Luis bekommen. Damit ich mich heute schon auf den morgigen Tag vorbereiten konnte, schnappte ich mir, bevor wir alle ins Bett gingen, das Tape von Emilie und versorgte auf dem Zimmer noch meine beiden Füße. Dafür brauchte ich eine gute halbe Stunde, aber ich wollte es auch wirklich sicher haben! 🦶🏽🤕
0 Kommentare